Am Mittwoch, 22.05.2019, machte Tim Haber, seines Zeichens Schreiner-Geselle auf der Walz und Mitglied der „Gesellschaft freier Vogtländer“, Station an der Johann-Jakob-Widmann-Schule.
Gekleidet in maßgeschneiderter Schreiners-Kluft, mit Wanderstab (dem Stenz) und schwarzem Hut, ist Herr Haber von beeindruckender Erscheinung.
War es bis zu Beginn der Industrialisierung Voraussetzung für die Zulassung zur Meisterprüfung im jeweiligen Ausbildungsberuf, so sind es heute nur noch sehr wenige Handwerks-Gesellen, die sich auf die drei Jahre währende Zeit der Wanderschaft, der „Walz“ begeben.
Herr Haber stand hierzu den zahlreichen Schreiner- und auch Maurer-Klassen Rede und Antwort.
Nicht nur die bestandene Gesellenprüfung, auch ledig, ohne Kinder, frei von Schulden so wie unter 30 Jahre alt muss man sein, um sich auf den materiell entbehrungsreichen „Weg“ der Wanderschaft zu begeben.
Entbehrungsreich für die Schüler, da das Mitführen eines Handys nicht, das Abrufen von E-Mails nach Möglichkeit aber zugelassen sei. Herr Haber sprach von den Schwierigkeiten „alte“ Freundschaften während der Wanderschaft zu pflegen, ist es doch in dieser Zeit nicht erlaubt sich dem Heimatort in der Regel bis auf 50km zu nähern. Vor allem ist es der Zugewinn eines großen Erfahrungsschatzes nicht nur an handwerklichem Wissen, sondern an persönlicher Lebenserfahrung, die ein Leben auf der Walz so spannend und abwechslungsreich gestalten. So erzählte Herr Haber u. a. von den Schwierigkeiten manchmal überhaupt ein Nachtlager zu finden und der Bereitschaft der Handwerksbetriebe einen „Mann auf der Walz“ für eine bestimmte Zeit bei sich aufzunehmen.
Wir danken Herrn Haber für seine aufschlussreichen und spannenden Berichte und wünschen ihm auf seinem weiteren Weg auf der Walz alles Gute!
P.S.: Um Missverständnissen vorzubeugen, auch Frauen ist es möglich nach bestandener Gesellinnen-Prüfung auf Wanderschaft zu gehen.
Link: freie-vogtlaender.eu